23.01.19

Ein großes und buntes Puzzle

Der Evangelische Kirchenbezirk hat die Trägerschaft für 21 Kindertageseinrichtungen übernommen.

Die Anforderungen an Kindergartenträger steigen. So müssen sich viele Pfarrer neben der nächsten Predigt um Arbeitsrecht, Meldepflichten und Sicherheits- und Hygienevorschriften kümmern. Daher hat sich der Evangelische Kirchenbezirk Bernhausen zu einem neuen Trägermodell entschlossen: Seit 1. Januar sind 21 Kitas mit 48 Gruppen beim Kirchenbezirk angesiedelt.

 

Mitmachen ist freiwillig, jede Kirchengemeinde entscheidet selbst. Zum Start haben sich zwölf der 15 Kirchengemeinden im Bezirk angeschlossen und beteiligen sich an der Finanzierung des neuen Modells. Der Trägerwechsel betrifft mehr als 200 Mitarbeiter und mehr als 1000 Kinder und Familien. Die neue Geschäftsstelle für Kindertageseinrichtungen in Filderstadt-Bernhausen zählt sieben Mitarbeiterinnen. Verwaltungsleiterin ist Sabine Rettinghaus, die pädagogische Leitung hat Birgit Eißler. An den Arbeitsverträgen der Erzieherinnen ändert sich nichts, sie werden komplett übernommen. Eine Veränderung für die Zukunft: Während eine Kirchengemeinde für eine Elternzeitvertretung meist nur eine befristete Stelle anbieten könnte, kann der Kirchenbezirk sofort unbefristet anstellen. Die Beziehung zwischen Pfarrer und Kirchengemeinde und Kita soll durch das neue Modell noch stärker werden. „Der Pfarrer wird entlastet und vom Vorgesetzten zum Begleiter“, sagt Birgit Eißler. „Wir brauchen die Pfarrer und Ehrenamtlichen nicht für Verwaltungsabläufe, sondern für die inhaltliche Arbeit.“ Sie berichtet von ihren Kontakten in andere Kirchenbezirke, in denen ähnliche Trägermodelle gedeihen: „Überall höre ich zufriedene Stimmen.“

Zum Start der neuen Struktur feierten die Erzieherinnen und raren Erzieher in der Petruskirche in Bernhausen einen fröhlichen Gottesdienst. In einem großen Puzzlespiel trugen sie ihre Erwartungen zusammen: Sie hoffen auf klare Regelungen und Strukturen, die für alle gelten, wollen auch in der neuen Struktur ihr eigenes Profil erhalten, wollen einfache bürokratische Wege, Unterstützung und Transparenz. Und wenn es doch mal anders kommt? „Dann wünschen wir uns viel Humor“, schrieb das Team vom Filderzügle. Einem anderen Kindergarten ist es „ein Herzenswunsch“, langfristig in kirchlicher Trägerschaft zu bleiben. „Die Kinder lieben die biblischen Geschichten und christlichen Rituale“, berichtete eine Erzieherin.

In einem kleinen Anspiel ging es um die vielen Dinge, die ein Mensch nicht alleine machen kann: Wer kann schon alleine einen Kanon singen, sich selbst segnen oder alleine synchronschwimmen? Anderes geht zwar zur Not auch alleine, aber gemeinsam deutlich besser. Dekan Rainer Kiess beschrieb dies als eine wichtige, grundlegende Erfahrung für Kinder: „Einer kann dem anderen helfen, ich bin nicht alleine.“ Eine neue Struktur verlange auch Loslassen: „Ohne Loslassen kann Neues nicht erobert werden. Gott macht uns Mut, aufzubrechen und loszulassen.“ Erzieherinnen trugen Beispiele zusammen, bei denen sie sich Neues getraut haben – vom Bungeejumping bis zum Mut, mit einer Meinung ganz alleine zu sein und dazu zu stehen.

Weil Neues mit einer gewissen Leichtigkeit angegangen werden soll, bekam jeder eine Feder, alle ließen ihre Feder danach fliegen, ein großer Spaß. Für das Siebener-Team der neuen Geschäftsstelle gab es als Überraschung sieben Ermutigungskörbchen für alle Fälle: Der Inhalt reichte vom Bibelvers bis zu Teebeutel, Schokolade und Ringelsocken.